07.02.2018 09:25

Erst blechernes Scheppern, jetzt Dire Straits

HNO-Klinik des St. Marienhospitals Vechta setzt bei taubem Patienten erstmals Cochlea-Implantat ein.


VECHTA. Peter Hüsener aus Dielingen hatte sich bereits fast damit abgefunden, in Folge einer im April 2016 erlittenen, schweren Mittelohrentzündung auf dem rechten Ohr für immer taub zu sein. Antibiotika-Behandlung, Not-Operation, Regenerationsphasen, Hörgerätetest: Das Team der renommierten Hals-Nasen-Ohren-Klinik am St. Marienhospital in Vechta um Chefarzt Dr. Knut Frese hatte vieles versucht. Keine dieser Maßnahmen jedoch wollte helfen. Das Ohr von Peter Hüsener, es blieb taub.
Im September 2016 informierte Dr. Frese seinen Patienten dann über ein letztes „Ass“, das er noch im Ärmel habe: die Behandlung mit einem Cochlea-Implantat. Dies ist ein elektronisches medizinisches Gerät, das die Funktion der beschädigten Teile des Innenohrs (der Cochlea) übernimmt, um Audiosignale an das Gehirn zu übertragen - im Unterschied zu Hörgeräten, die lediglich die Lautstärke von Geräuschen erhöhen.
Dr. Knut Frese hatte im Zuge seiner mehrjährigen Tätigkeit am „Cochlear Implant Centrum Schleswig-Kiel“ bereits rund 80 Behandlungen dieser Art erfolgreich vollzogen und ist entsprechend erfahren in diesem Bereich. „Leider haben wir bislang allerdings noch keine Genehmigung erhalten, um in Vechta eine solche Behandlung bei Kassenpatienten vorzunehmen“, berichtet der Leiter der HNO-Klinik, der einzigen Hauptabteilung im Umkreis von 50 Kilometern. Peter Hüsener entschied sich als Privatpatient fu?r das Cochlea-Implantat. So konnte das Team von Dr. Frese mit der OP im Juni 2017 in Vechta Premiere feiern.
Dr. Frese setzte Hüsener das Cochlea-Implantat der Firma Advanced Bionics (AB) unter Narkose in ein Knochenbett hinter dem ausgebohrten Warzenfortsatz (Mastoid), einem Teil des Schläfenknochens, ein. Die Elektrode, die später den Hörnerv stimuliert und fu?r eine Hörwahrnehmung sorgt, positionierte der Operateur in der Hörschnecke. Der Eingriff verlief komplikationsfrei. Hu?sener konnte die HNO-Klinik nach vier Tagen wieder verlassen.
Sechs Wochen nach dem Eingriff nahm Dr. Knut Frese zusammen mit einem Team aus Hörakustikern, Hör- und Sprachtherapeuten dann die Erstanpassung des Implantats vor. Jener Moment also, in dem Peter Hu?sener nach knapp eineinhalb Jahren auf dem rechten Ohr wieder etwas hören sollte. „Es war zunächst ein unangenehmes, blechernes Scheppern. Von einem differenzierten Hören konnte noch keine Rede sein“, erzählt der Dielinger über seine ersten Erfahrungen mit dem Implantat.
Es folgten Wochen der Rehabilitation und des intensiven Hörtrainings mit Therapeuten, u?ber Apps und Online-Programme. Sie führten bei Peter Hüsener nach und nach zu Fortschritten in der Hörwahrnehmung. Bereits im Oktober verbesserte sich die Klarheit und Deutlichkeit im Hörempfinden, das insgesamt angenehmer wurde. „Es machte sogar wieder Spaß, Musik im Radio anzumachen. Ich hörte das Lied „Sultans of Swing“ von den Dire Straits - immer und immer wieder“, berichtet Hüsener.
Im November begann er dann, mit unterschiedlichen Stimmen zu experimentieren und Gedichte aufzunehmen, um sie über Bluetooth im Auto anzuhören. Die Lautstärke erhöhte er
sukzessive. „Es liegt noch ein weiter, anstrengender Weg vor mir, aber ich sehe das Implantat inzwischen als deutlich spürbare Ergänzung zum gesunden Ohr. Dafür bin ich dem gesamten Team in Vechta sehr dankbar“, sagt Hüsener. Auch daran, dass ihn Kinder ob des Gerätes am Hinterkopf fasziniert anstarren, hat er sich gewöhnt. „Ich finde mich sogar schon etwas cool mit dem Nüpsel am Kopf.“
Worte, die Dr. Frese und sein Team gerne hören. Und Mut machen für mögliche weitere Behandlungen mit dem Cochlea-Implantat - dann hoffentlich auch für Kassenpatienten. „Wir sind hierfür mit unserem Team aus HNO-Spezialisten, Hörakustikern und Therapeuten bestens aufgestellt und können die gesamte Kette der Behandlung am Standort Vechta anbieten“, sagt Dr. Frese. Patienten aus der Region müssten dann nicht mehr nach Hannover oder Oldenburg ausweichen - ein echter Gewinn.


Bildnachweis: Barbara Wagner



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